Ich arbeite seit 1983 mit Menschen am Atem und stellte in den letzten Jahren fest, dass ein integrativer Ansatz in der Praxis hilfreich ist, der die Vorzüge mehrerer, durchaus kontroverser Atemschulen miteinander verbindet. So kann ich schauen: wer kommt zu mir, mit welchem lebensgeschichtlichen Hintergrund, mit welchem Anliegen und mit welchen Möglichkeiten? Manchmal sind auch unterschiedliche Atemverfahren in bestimmten Phasen der Behandlung sinnvoll und notwendig. Auch in der Gruppenarbeit ergänzen sich die verschiedenen atemtherapeutischen Ansätze oft hervorragend.
Grundannahme aller Atemverfahren ist, dass es einen heilen Kern im Menschen gibt, der über den Atem angesprochen werden kann. Der bewusste, freie Atem, der sich mit Hilfe der Atemarbeit allmählich entfaltet, aktiviert die Selbstheilungskräfte des Menschen. Eine ganzheitliche Atemtherapie hat immer den ganzen Menschen auf seinem Entwicklungsweg im Blick, nicht nur seine Atemkapazität!
Da, wo der Mensch in seinem Leib gesammelt ist, wo er innerlich anwesend ist, da strömt auch der Atem hin. Es geht hier nicht um den Willensakt der Konzentration, sondern um die innere Hinwendung zu dem jeweiligen Bereich des Körpers. So gesammelt können wir die Wirkungsweise des Atems empfinden, den wir nicht kontrollieren, sondern gewährend kommen und gehen lassen. Auch achten wir die unwillkürliche Pause nach dem Ausatmen und warten bis der Atem von selbst wieder einströmt. Wir lernen zu unterscheiden zwischen Empfindung und Gefühl, Vorstellung und Gedanken.
Der so erfahrene Atem bringt uns ins Hier und Jetzt und schult unsere Körperwahrnehmung. Körper und Geist entspannen sich, aber auch die „Wohlspannung“, der Eutonus wird unterstützt. Wenn wir unsere Zellen ausreichend mit Sauerstoff versorgen und eine gute Durchblutung anregen, bieten wir unserer Gesundheit eine ideale Voraussetzung.